“Ökostrom” macht Winterpause, Energiewende führt ins Nichts

In der WELT am Sonntag vom 22.12.2013 schreibt Daniel Wetzel in einem kurzen Artikel alles auf, was man zur ökonomischen und technischen Sinnhaftigkeit des “Ökostrom”-Ausbaus wissen muss.

Auszug aus WELT am Sonntag vom 22.12.2013 S. 12 von Daniel Wetzel


In der Winterpause

“Die schönen Statistiken der Ökostrom-Produktion (…) erwecken ein völlig falsches Gefühl von Sicherheit. Erneuerbare Energien liefern in der kalten Jahreszeit über Wochen und Monate hinweg oft kaum nennenswerte Strommengen (…)

Die Wind- und Solarstromproduktion lag in der vergangenen Woche durchgehend komplett danieder. Mehr als 23.000 deutsche Windkraftanlagen standen tagelang still. Eine Million Fotovoltaikanlagen, vom Verbraucher mit 108 Milliarden Euro subventioniert, stellten die Arbeit nahezu vollständig ein und lieferten selbst zur besten Mittagszeit nur ganz kurz mal ein paar Kilowattstunden. Eine ganze Woche lang mussten da die ungeliebten Kohle-, Atom- und Gaskraftwerke überschlägig geschätzt 95 Prozent der deutschen Stromversorgung übernehmen.

Für den neuen Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) bedeutet der unzuverlässige Beitrag der erneuerbaren Energien ein Dilemma: Einerseits darf er die Energiewende nicht “abbremsen”, wenn er sich nicht dem von Opposition und Ökostrombranche reflexhaft erhobenen Vorwurf aussetzen will, er stehe auf der Gehaltsliste von Kohlelobbyisten. Andererseits bringt es für die deutsche Stromversorgung mal gerade gar nichts, wenn (…) statt 23.000 künftig 40.000 oder noch mehr Windräder in der Flaute still stehen. Oder wenn sich die winterliche Dunkelheit schon am frühen Nachmittag nicht auf eine Million, sondern auf zwei Million deutsche Solardächer legt.

Stromspeicher, die Solar- und Windstrom für solche Flautezeiten aufbewahren könnten, stehen noch nicht einmal ansatzweise zur Verfügung. Selbst wenn es der Bundesregierung gelänge, wie geplant bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straßen und ans Stromnetz zu bringen: Ihre Batterien könnten Deutschland gerade einmal etwa sieben Minuten lang mit Strom versorgen. Eine winterliche Flaute dauert aber oft mal 14 Tage und länger.

Die einzigen bislang wirtschaftlichen Stromspeicher sind die Stauseen in den Bergen. Doch alle Pumpspeicher Deutschlands wären nach fünf bis sieben Stunden leer gelaufen, dann müssten auch sie die Stromproduktion einstellen. Andere Speichertechniken wie “Power-to-heat” oder “Power-to-gas” stecken allesamt noch in den Kinderschuhen. “

Sie finden den Artikel hier in voller Länge.

So ist es, Herr Wetzel. Vielen Dank für diese klare Darstellung.

 

Auf Basis theoretisch einwandfrei hergeleiteter Argumente und empirisch belegter Zahlen hat Professor Hans-Werner Sinn einige Tage zuvor noch klarer die ökonomisch-technischen Konsequenzen der derzeitigen “Energiewende”-Politik aufgezeigt:

Energiewende ins Nichts

lautet der Titel seines 90-minütigen Vortrags, mit dem der Präsident des ifo-Instituts am 16.12.2013 seine neuesten Forschungsergebnisse zum Thema in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität vorstellte.

Hier die Presseerklärung des ifo-Insituts:

ifo-Präsident: Energiewende ins Nichts

20.12.2013


Lange Zeit wollte Deutschland nur aus der fossilen Energie aussteigen. Doch nun will es zusätzlich auch noch die nukleare Energie abschalten. Der doppelte Ausstieg bedeutet, dass sich unser Land ganz auf die regenerativen Energien verlassen muss. Das aber wird enorm schwierig. “Die Räder einer Industriegesellschaft mit Wind- und Sonnenstrom drehen zu wollen, ist eine Illusion”, erklärt Hans-Werner Sinn anlässlich eines universitätsöffentlichen Vortrags in der Ludwig-Maximilians-Universität München, der nun als Video abrufbar ist.

Der neuen Bundesregierung rät Sinn ein Umsteuern und das Aufgeben ihres nationalen Alleingangs. Da Wind- und Sonnenstrom die benötigte Leistung nicht zu erschwinglichen Kosten werden erbringen können, werde Deutschland nach dem Atomausstieg im Endeffekt nichts anderes übrig bleiben, als entweder französischen und tschechischen Atomstrom zu kaufen oder wieder neue Kohlekraftwerke zu bauen.

Sinn begründet seine Meinung vor allem mit umfangreichen Rechnungen zum Ausmaß der Speicherkapazitäten, die erforderlich sind, um den Wind- und Sonnenstrom zu glätten. Er zeigt, dass die vollständige Glättung des Wind- und Sonnenstroms, der im Jahr 2011 ins Netz geleitet wurde, über 3000 Speicherkraftwerke benötigt hätte. Es hätte dann eine kontinuierliche, gesicherte Leistung von knapp 7 Gigawatt zur Verfügung gestanden, während ohne die Speicherung nur eine gesicherte Leistung von etwa einem Gigawatt ins Netz eingespeist werden konnte. Günstiger sieht die Rechnung aus, wenn man darauf verzichtet, den gesamten regenerativen Strom zu glätten. Hätte man sich mit einer Glättung von 4 Gigawatt begnügt, hätten 437 Speicherkraftwerke gereicht. Auch das ist freilich noch sehr viel, denn weder gibt es genug geeignete Standorte, noch ist es vorstellbar, dass solche Speicherkraftwerke von den lokalen Bürgerbewegungen akzeptiert werden.

Auch der Speicherung des Stroms in den Akkus der geplanten Elektroautos oder in Methanspeichern gibt Sinn keine Chance. So zeigt er z.B., dass man mit einer Million Batteriesätzen des BMW i3 gerade einmal 6 Promille der für die Glättung des Wind- und Sonnenstroms erforderlichen Speicherkapazität verfügbar hätte.

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