Vogelschutz

Der in der Region ansässige Dipl.-Biologe Dr. Franz Müller hat als anerkannter Fachmann für Ornithologie nachfolgendes Schreiben verfasst und an das Regierungspräsidium Kassel weitergeleitet:

Gefährdungspotential geplanter Windkraftanlagen für geschützte Tiere (v.a. Vögel, Fledermäuse u.a.) im Raum Lütter, Ried, Thalau, Döllbach und Rothemann

Der vorliegende Übersichtsplan der Vorkommen WKA-relevanter Tierarten von HERGET u. WIENRÖDER belegt für 2013 Brutvorkommen von Greifvögeln, Fledermausnachweise und Schwarzstorch-Sichtungen. Da 2013 wegen ungünstigen Wetters und eines periodischen Tiefs von Mäusepopulationen ein sehr schlechtes „Nachzuchtjahr“ für Greife, Eulen, Störche und Reiher war, muss in den kommenden 1-2 Jahren noch einmal eine Belegungskontrolle der ca. 100 bisher gefunden Großvogelhorste erfolgen!Das Problem der Gefährdung geschützter Arten ist mit Einhaltung von Mindestabständen zu Horststandorten nicht gelöst, denn die Vögel fliegen wegen der immer schwieriger werdenden Nahrungsbeschaffung oft weite Strecken (bis ca. 15 km) und queren dabei häufig die geplanten WKA-Standorte. Dies gilt vor allem für Suchjäger und Thermikflieger wie Rotmilan und Schwarzstorch. Auch schnelle Jäger des freien Luftraums wie Wander- und Baumfalke sind dann gefährdet, besonders der Letztgenannte bei der Großinsektenjagd.Eine weitere, erhebliche Gefährdung durch WKA besteht für zahlreiche Zug- und Rastvögel sowie für „Nahrungsgäste“. Viele von ihnen ziehen nachts und werden von Beobachtern oft gar nicht registriert. Solche Arten lassen sich nicht so einfach zählen wie sesshafte, „nestgebundene“. Stichproben-Beobachtungen sind mit zahlreichen Unwägbarkeiten behaftet und für entsprechende Dauerbeobachtungen fehlen meist Personal und Mittel.

Nur langfristige Aufzeichnungen lokaler und regionaler Ornithologen –falls vorhanden- können dazu Hinweise geben. Dazu sei auf eine Kartierung lokaler, regionaler und überregionaler bedeutender Zugstraßen und Raststätten von Vögeln verwiesen, die in der Vergangenheit für den Regierungsbezirk Kassel federführend von der stattlichen VSW Frankfurt erarbeitet wurde und auch lokale Daten enthält. Diese liegt sicherlich bei der ONB beim RP Kassel vor.

In den und über den Talauen von Fulda, Lütter und Döllbach ziehen zahlreiche geschützte Arten durch und rasten auch hier. Neben auffälligen Großvögeln, die auch „Laien“ beobachten (wie Kranich, Weiß- und Schwarzstorch, Silberreiher, Fischadler, Rohr- und Kornweihe, Brachvogel, Kiebitz, Wildgänse und Wildenten) ziehen auch „unauffällige“ Arten wie Goldregenpfeifer, Zwergschnepfe und div. Rallen hier durch.

Deshalb ist aus naturschutzfachlicher Sicht in diesem „Planungsraum“ eine Installation der WKA abzulehnen.

gez.
Dr. Franz Müller